In der „WELT“ darf Robin Alexander den Bundes-
kanzler Olaf Scholz beweihräuchern. Alexander
ist nicht der Hellste seiner Zunft, dass zeigt sich
schon, dass er noch nicht einmal merkt, wie es
sich für einen freien, unabhängigen Journalisten
geziemt, sondern stattdessen glaubt seine eigene
Nichtigkeit mit dem Satz zu erhöhen: ,, Unser Au-
tor war in dieser Woche mit dem Kanzler unter-
wegs“. Mit unser Autor meint Alexander sich
selbst. Ein wirklich unabhängiger Journalist
wäre wohl kaum mit dem Bundeskanzler unter-
wegs!
Natürlich könnte ein Journalist, der sich selbst
als „unser Journalist“ bezeichnet, auch nur et-
was spaltungsirre sein. Das würde auch die fol-
genden Sätze von Alexander erklären: ,, In der
Nacht zum Dienstag habe ich mit Olaf Scholz
etwas Bemerkenswertes erlebt. Genauer gesagt:
Ich habe es nicht erlebt. Und auch kein anderer
Reporter. Und eben das ist bemerkenswert“.
Nun ja ein Journalist, der sich so freut, wie ein
Hund, der die Leine gezeigt bekommt und so,
weiß das er mal rauskommt, vom Bundeskanz-
ler mitgenommen zu werden, kann dabei schon
einmal davon so abgelenkt sein, dass er nichts
mehr mitbekommt.
Bundeskanzler Scholz hat ja bei jedem Flug ins
Ausland immer sein Volk um sich oder eben dass,
was der wohl mittlerweile nicht nur in früheren
Finanzsachen leicht demente Kanzler für das
Volk hält: ,, An Bord Berater, Beamte und ein
Dutzend Journalisten, die ihn begleitet hatten“.
Und der wegen der Mitternachtszeit schon leicht
abgelenkte Robin Alexander mit darunter!
Dann, wohl wegen der bevorstehenden Landung
geweckt, bekommt Alexander dann doch wieder
etwas mit bzw. jemand hat es ihm später erklärt,
was seine merkwürdige Erklärung zu dem, was
er erlebt oder doch nicht erlebt bestätigen würde.
Und so beginnt Alexanders Geschichte erst wieder
mit dem Anflug der Regierungsmaschine auf den
Berliner Flughafen: ,, In der Luft erreichte Olaf
Scholz (SPD) die Information, dass dort schon
eine andere Maschine parkte: ein Flugzeug, das
Deutsche und Bürger befreundeter Staaten aus
dem Sudan über Jordanien nach Berlin gebracht
hatte“.
Da es nun schon spät in der Nacht und alle im
Flugzeug, einschließlich des Bundeskanzlers, nur
noch eines wollen, nämlich möglichst schnell zu
Bett wollen, so passiert nichts Aufregendes mehr.
Was also soll Alexander machen, welcher sichtlich
schon den Flug verschlafen und so nun ohne eine
Schlagzeile zurück in die „WELT“-Reaktion zurück-
kehren muss!
Vielleicht sollten die Journalisten auch einfach
nicht Zeugen einer der nächtlichen Schleuser-
aktionen des Außenministeriums auf dem Ber –
liner Flughafen werden, und karrte gerade des-
halb so schnell die anwesenden Journalisten
,,etwas unhöflich“ weg und verhinderte, dass
sich der Bundeskanzler persönlich davon über-
zeugen konnte, wer da so alles mit eingeflogen!
Das wäre mal eine Story! Aber leider war wohl
inzwischen nicht nur Alexanders journalistischer
Gepür für eine gute Story gänzlich eingeschlafen!
Also denkt sich Alexander in bester Class Relotius-
Manier einfach was aus. Und dies liest sich dann
so: ,,Der Kanzler lässt die Leute einfach in Ruhe.
Ein Gerhard Schröder, ein Tony Blair oder gar ein
Bill Clinton hätte sich mit diesem Erfolg in Szene
gesetzt. Spontanes Treffen des Kanzlers mit den
Evakuierten, Händeschütteln, Umarmungen, viel-
leicht Tränen. Ein paar Kanzlerworte mit Dank
für die Soldaten. Die Bilder wären in jeder Nach-
richtensendung gelaufen, wahrscheinlich weltweit.
Und sie hätten nicht einmal inszeniert werden müs-
sen. Reporter und Kameraleute waren ja sowieso
dabei und hätten einfach mitgefilmt!.
,, Hätte, hätte Fahrradkette“ hat sich Alexander
einfach ausgemalt, was hätte alles passieren kön-
nen. So fertig, Zeilen schnell zusammengeklirrt
und fertig ist der Artikel. Wenn jetzt nicht ein
anderer Journalist mit einem Bericht darüber,
wie sich ein echter Journalist in dieser Situation
wohl verhalten hätte, kann nichts mehr schiefge-
hen.
Schnell noch etwas Lobhulderei auf den Scholz,
damit man auch beim nächsten Mal wieder in
der Regierungsmaschine mitfliegen darf und
fertig ist der Bericht! So lautet denn auch Alex-
anders letzter Satz: ,, Da will einer nicht mit Bil-
dern werben und Gefühlen überwältigen, son-
dern langfristig mit seiner Arbeit überzeugen“.
So wurde nun Dank des unermüdlichen Einsat-
zes von Robin Alexander der eingekaufte Jour-
nalismus um die Rubrik des nutzlosen Joutnalis-
mus trefflich erweitert!
Hier wie immer der Original-Beitrag:
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/welt/wenn-der-kanzler-auf-die-perfekte-chance-verzichtet-sich-feiern-zu-lassen/ar-AA1awqML?ocid=msedgdhp&pc=IERDSP&cvid=71b56f4a60f648bfe0d19e877a6272e2&ei=73