Der deutsche Verschwörungstheoretiker geht
oft genug genau denen auf dem Leim, die er
einer Verschwörung verdächtigt.
Ein immer wieder kehrendes Thema dieser
Verschwörungstheorien ist das der Geheim –
logen und Freimaurer. Dabei werden oft aus –
ländische Geheimsekten, Bünde und Logen
mit den Freimaurern wild vermengt und zu
einer Verschwörungstheorie zusammenge –
würfelt. Daraus ergeben sich dann die fan –
tastischten Zusammenhänge.
Nehmen wir einmal als Beispiel den Amok –
läufer von München. Bei den Linken gilt der
irakische Ali als ´´ deutscher Rechter „ und
als einziger Beweis für diese These gilt, daß
denn der Täter ein Fan von Anders Behring
Breivik gewesen.
Allerdings, und für den Verschwörungstheo –
retiker sehr interessant, werden dabei drei
Dinge vollkommen außer Acht gelassen.
Zum ersten wäre da der Umstand, daß An –
ders Behring Breivik auch eine Zeit lang
Mitglied bei den Freimaurern gewesen !
Diese stets vollkommen ausgeblendete
Information gewinnt aber genau dann an
Brisanz, wenn man bedenkt, daß Breivik
in seinem Pamphlet, mit welchen er seine
Taten zu rechtfertigen versuchte, seiten –
lang jüdische Autoren zitiert, ein Sakrileg,
daß ein echter Rechter wohl kaum began –
gen !
Und genau an dieser Stelle kommt nun der
Amokschütze von München ins Spiel. Wa –
rum wählte derselbe, obwohl der ja angeblich
wegen seines Vornamens Ali ohnehin schon
von muslimischen Mitschülern gemobbt, nun
ausgerechnet einen jüdischen Vornamen, näm –
lich David ? War also die Bluttat von München
das Werk eines Freimaurers ?
Wir sehen, so leicht lässt sich etwas zusammen
konstruieren!
Überhaupt haben sich die wenigsten Verschwör –
ungstheoretiker wirklich ernsthaft selbst mit dem
Thema Freimaurer befasst, sondern kauen zumeist
nur wieder, was ihnen vorgesetzt.
Die deutschen u. a. andere Freimaurer agierten weit –
aus weniger im Verborgenen als man es uns heute
weißzumachen versucht. Im 19.Jahrhundert gaben
viele der Logen Informationsblätter heraus, in wel –
chen z.B. die Namen der Mitglieder und deren Rang
innerhalb der Loge, Jahr für Jahr veröffentlicht
wurden ( Man kann u.a. heutzutage bei Google Books
viele dieser Schriften kostenlos herunterladen und
einlesen ). Solchen Journalen kann man entnehmen,
daß man bei den deutschen Freimaurer-Logen weit –
aus weniger Juden als Mitglieder vorfand, sondern
eher Deutsche, vom Landesvater, wie den Fürsten,
über den Beamten, bis hin zum höheren Bürgertum.
Die Freimauerlogen in Deutschland, hatten ab der
Mitte des 19. Jahrhunderts, weniger von dem ihnen
später so oft angedichteten Geheimbunden, als viel –
mehr einen Charakter zwischen Mildtätigkeit und
gehobenem Männerclubs, welcher in seinem We –
sen sehr an die geistigen Stiftungen des Mittelalters,
wie etwa die Kalande, erinnert.
Echte Geheimlogen hätten wohl kam, Jahr für Jahr
ihre Mitglieder und deren Ränge innerhalb oder das
genaue Datum der Gründung der Logen der Öffent –
lichkeit preisgegeben! Von daher lohnt es sich ein –
mal einen Blick in die Archive seines Bundeslandes
oder die Schriften unserer Vorväter zu werfen, be –
vor man dem heute gängigem Klischee einer Frei –
mauerloge ungeprüft aufsitzt.