Der dritte Teil von ´´ Achmed im Dattelhain „
1.
Achmed war nun wieder alleine in seiner Unterkunft,
denn die deutsche Polizei hatte seinen Mitbewohner,
den Afghanen Mustafa doch noch als Terrorverdächtigen
verhaftet. Um ein Haar hätte dieses Schicksal auch ihn
getroffen, aber zu Achmeds Glück erinnerte man sich
des Vorfalls in seiner letzten Unterkunft als ein paar
aufgebrachte Islamisten ihn hatten steinigen wollen.
So war Achmed denn nicht verhaftet worden und das
obwohl der Spürhund doch bei ihm mehrfach wegen
Sprengstoff angeschlagen. Aber Achmed galt nun dem
BKA als Homosexueller und wurde deshalb von jedem
Verdacht ein Islamist zu sein, frei gesprochen. Zwar
hatte Achmed keinerlei Ahnung was denn nun so ein
Homosexueller sei und glaubte somit, das es sich bei
einem Homosexuellen um eine Anerkennung seiner
Asylbewerbung handele. Allerdings waren nun seine
Betreuer der Meinung, daß Achmed als syrischer Ho –
mosexueller in einem Asylheim voller Muslime stark
gefährdet sei. Daher wurde beschlossen Achmed in
eine kleinere Unterkunft verlegt werden soll. Achmed
selbst hatte, nun wo man seinen einzigen Freund, den
Mustafa, verhaftet hatte und er somit wieder ganz all –
eine war, nichts dagegen. Auch, das man ihn in ein sehr
kleines Dorf zu verlegen beabsichtigte, schien ihm eher
von Vorteil, da Achmed mit seinem schlechtem Orien –
tierungssinn sich so weniger verlaufen werde.
So fand sich unser Achmed denn wenig später in einem
Bus auf den Weg ins sächsische Clausnitz wieder. In dem
Bus befanden sich noch Zwanzig andere. Achmed machte
es sich ganz hinten im Bus bequem. Hier dachte er über
seine geliebte Dattelpalme nach und als er kurz einge –
nickt, da träumte er wieder von dieser deutschen Frau,
Angela Merkel. Aber er vermochte nicht lange so zu –
schlafen, weil so ein libanesischer Junge die ganze Fahrt
über herumlärmte. Selbst das in die Hand nehmen sei –
nes geliebten Teddybären half ihn dabei. Achmed ver –
fluchte den verdammten Bengel der da so Lärm machte,
dass Achmed einfach nicht einzuschlafen vermochte.
Irgendwann schlief Achmed während der Fahrt dann
aber doch noch vollkommen übermüdet ein. Träumte
im Schlaf davon, daß diese deutsche Frau mit dem so
energischen Kinn daheim in seinem Dorf nur in Unter –
wäsche seine Datteln gieße. Der Traum war so intensiv,
dass Achmed mit einem lauten Aufschrei erwachte.
Zu seiner großen Freude aber bemerkte keiner der
Mitreisenden seinen lauten Aufschrei, denn der Bus
stand und war von einer Menschenmenge umgeben,
die laut etwas schrie. Die schrien da draußen so laut,
das niemand Achmeds Schrei gehört.
Neugierig schaute er aus dem Fenster. Zwar sahen die
Deutschen recht grimmig aus und schrien, aber nach
seinem Kennenlernen von Volker B. bei seinem ersten
und einzigen Antanzversuch, wußte Achmed, dass man
in diesem seltsamen Deutschland da schon eher überaus
freundlichen Deutschen vorsichtig sein mußte. Und da
die herumbrüllenden Deutschen den zuvor so nervenden
Libanesenbengel zum Weinen gebracht, machte Achmed
dieselben schon fast sympathisch. Aber sicherheitshalber
versteckte er doch erst einmal seinen geliebten Teddybär.
Immer noch schrien die Deutschen draußen herum, waren
jedoch ansonsten friedlich, so daß Achmed die ganze Auf –
regung nicht so recht verstand. Trotzdem hätte er doch
ganz gerne gewußt, was die Deutschen da schrien.
Da Achmed, außer dem Satz ´´ ich brauche Sex „, nicht
ein Wort Deutsch verstand, so konnte er nur mutmaßen.
Vorne beim Busfahrer hinter dem heulenden libanesischen
Bengel, stand noch ein Jugendlicher, der immer wieder den
Leuten draußen den Stinkefinger zeigte und dazu die Geste
des Kopfabschneidens machte. Bestimmt waren draußen
die Deutschen deshalb so sauer.
Unangenehm erinnerte sich Achmed dessen, daß damals die
Kerle, welche ihn mit Steinen bewerfen wollten, eben solche
Geste gemacht. Damals waren, zu seinem Glück ja im letzten
Augenblick die beiden deutschen Wachmänner dazwischen
gegangen. Während Achmed noch darüber nachdachte, ob
der Jugendliche wohl auch so einer sei, betrat ein Polizist
den Bus und zerrte zunächst den flennenden Libanesen –
bengel aus dem Bus und schaffte den ins Haus. Achmed
war froh, das der ihn so sehr nervende Bengel endlich aus
seinem Sichtfeld verschwand. Dann kam der Polizist zurück
und griff sich den Stinkefingerzeiger. Zu Achmed großem
Bedauern verprügelte der Polizist den Kerl aber nicht, son –
dern zerrte den nur aus dem Bus. Nach und nach wurden
dann auch die anderen aus dem Bus geholt, so das sich der
Bus zusehens leerte und schließlich Achmed der Letzte war,
welcher den Bus verließ. Zwar wurde er dabei von dem Poli –
zisten etwas härter am Arm gepackt, aber Achmed wußte ja,
das er da eher überfreundlichen Menschen mißtrauen muß
und so ging er auch vollkommen arglos mit dem Polizisten
mit. So traf Achmed denn in Clausnitz ein.
2.
Einen Tag später strömte plötzlich ein seltsamer Haufen von
Leuten in die Asylunterkunft, bewaffnet mit Kameras und
Mikrofonen. Aber dieselben belästigten ihn nicht, sondern
wollten zu Achmeds großer Verwunderung alle nur den
heulenden Libanesenbengel sprechen und fotografieren.
Achmed konnte weder die ganze Aufregung verstehen,
noch warum diese merkwürdigen Deutschen unbedingt
den heulenden Jungen sehen wollten. Weinten denn in
dem ihm so seltsam vorkommendem Deutschland nicht
auch einmal Kinder ? Immer wieder kamen nun solche
Deutsche ins Haus, die diesen Jungen Luai sehen.
Als sie abends Fernsehen schauten, da sah Achmed
einen Kerl mit langen blonden Haaren der sich wild
aufführte. Zunächt hielt Achmed den gar für eine bär –
tige Frau und fragte einen der anwesenden Libanesen,
wer dass denn sei. Der Libanese erklärte ihm, das es
sich dabei um einen Politiker handele und dieser sich
sehr darüber aufrege, dass seine Landsleute den Luai
zum Weinen gebracht. Achmed konnte nicht verstehen,
warum um alles in der Welt diese blonde bärtige Frau,
ganz war er immer noch nicht davon überzeugt, dass
es sich bei dem wirklich um einen Mann handele, sich
nur so sehr aufregte, dass denn der blöde Libanesen –
bengel geheult habe. Diese Deutschen waren wirklich
ein komisches Volk. Achmed dachte bei sich, dass es
offensichtlich ein großes Verbrechen in diesem Land
darstellt, einen libanesischen Jungen zum Weinen zu
bringen. Weshalb er beschloß in Zukunft um jedes
Kind einen großen Bogen zu machen.
Einen Tag später kreuzte wieder so ein Reporter bei
ihnen ein, zusammen mit einem Dolmetscher. Zu
seiner großen Verwunderung sprachen die beiden
Achmed an. Dessen Argwohn war augenblicklich ge –
weckt, zumal die beiden Männer dabei so überaus
freundlich zu ihm waren. Dieser Reporter wollte von
ihm wissen, ob den Achmed auch große Angst in dem
Bus gehabt. So sagte er denen lieber nicht die Wahrheit,
dass er keine Angst gehabt, sondern eher sich gefreut,
dass der nervende Bengel geheult. Nicht, das auch dies
in Deutschland eine Straftat darstellt und am Ende noch
diese hässliche bärtige blonde Frau hier auftaucht. Also
sagt Achmed ihnen was sie hören wollten, dass er große
Angst um sein Leben gehabt. Dann wollte der Deutsche
von ihm wissen, warum er denn aus Syrien geflohen sei.
Was soll er dem den sagen, das man es ihm erzählt habe,
hierher zu kommen ? Da aber erinnerte sich Achmed, zu
seinem Glück aber wieder jenes Wortes, das die Polizisten
bei seiner Vernehmung gebraucht. So klopft er sich auf
die Brust und sagt ´´ Homosexueller „ . Die beiden Kerle
nicken eifrig mit dem Kopf und werden auffällig gleich
eine Spur freundlicher. Achmed denkt, dass es sich bei
diesem Wort, wohl um eine Art Codewort handelte, das
man in Deutschland benutzt, um alle Probleme geregelt
zu bekommen. Auf die Deutschen verfehlte es jedenfalls
seine Wirkung nicht. Anerkennend schlugen die ihm nun
auf die Schulter. Zum Schluß aber will der Deutsche von
ihm wissen, was Achmed denn von den Vorfällen in Köln
halte. Achmed hat nicht die geringste Ahnung, was in die –
sem Köln wohl passiert sei. Doch dann fiel ihm ein, dass
die beiden Marokkaner doch auch in dieses Köln fahren
wollten und so sagte er ´´ sehr schlechte Leute „. Der
Dolmetscher übersetzt und der andere Deutsche klopfte
ihn wieder anerkennend auf die Schulter. Dann begaben
sie sich weiter, denn sie wollten auch noch diesen blöden
Bengel Luai sehen. Achmed wußte nun das ´´ Homosexuel –
ler „ das Schlüsselwort sei, mit dem man in Deutschland
etwas werden kann und weiter komme. Weshalb er bei
sich beschloß dieses magische Wort in Zukunft noch viel
öfter zu benutzen.
Was Achmed jedoch nicht wußte, was da am nächsten Tag in
einer großen deutschen Zeitung über ihn zu lesen war.
Der Reporter schrieb nämlich, daß der junge Syrer Achmed,
der als bekennender Homosexueller vom Assad-Regime ver –
folgt worden und mit dem Tod bedroht, mehr Angst in dem
Bus in Clausnitz gehabt als auf der Flucht. In äußerst
drastischen, aber nie gesagten Worten, schilderte der
Journalist, wie russische Bomber Achmed Heimatdorf an –
gegriffen, wobei die Russen natürlich nur ausschließlich
Zivilisten bombardiert und damit ausschließlich für Achmeds
Flucht verantwortlich seien. Und als er der Journalist den
jungen Syrer nach den rechten Demonstranten in Clausnitz
gefragt, da habe ihm der junge Mann gesagt, daß diese
sehr schlechte Menschen seien, die etwas gegen Homo –
sexuelle wie ihn haben.
Wie hätte unser armer Achmed auch ahnen können, daß es
die deutsche Presse nicht so genau mit der Wahrheit
nehme ?